Gefahr für Millionen von Menschen
VON RALF ROHRMOSER-VON GLASOW, 28.11.07, 18:28h, AKTUALISIERT 28.11.07, 18:29h
Hennef - „Die Geschichte muss raus in die Welt, sie muss erzählt werden": Filmemacher Frieder Wagner ist von seinem Thema überzeugt.
Er hat den deutschen Arzt Siegwart-Horst Günther in den Irak und den Kosovo begleitet. Der Mediziner hat als erster nach dem Golfkrieg von 1991 auf die schlimmen Folgen so genannter Urangeschosse aufmerksam gemacht. „Das ist die wahre Katastrophe, das ist nicht wieder rückgängig zu machen", argumentiert Wagner. Das dabei verwendete abgereicherte Uran hat eine Halbwertzeit von 4,5 Milliarden Jahren. Bei der Herstellung von Brennstäben fällt es an. 1,2 Millionen Tonnen lagerten überall auf der Erde. Jährlich kämen weitere 45 000 Tonnen hinzu. Bei der Detonation der Geschosse, die insbesondere als panzerbrechende Munition eingesetzt werden, verbrennt das Material zu winzigsten Nano-Partikelchen, so Wagner, die eingeatmet in den ganzen Körper eindringen - der Todesstaub. Er gelangt in feinste Lungenverästelungen, Samen- und Eizellen, überschreitet die Gehirnbarriere sowie die Mutter-Kind-Schranke. Als Alpha-Strahler verändert er die Gene und damit die Erbsubstanz. Es kann zu schweren Missbildungen kommen. Selbst wenn der Träger stirbt, strahlen seine Überreste weiter.
Nach Schätzungen von Günther leiden 150 000 Veteranen am „Golfkriegs-Syndrom". Ihr Immunsystem wird geschwächt, hoch aggressiver Krebs breitet sich aus. Wagner zitiert aus einem ihm zugespielten Dokument aus dem amerikanischen Verteidigungsministerium. Danach wurden 1991 im Irak 320 Tonnen abgereichertes Uran verbrannt; die langfristigen Folge seien mit 500 000 Toten berechnet worden. 2003 bei der Bombardierung der Paläste Saddams in Bagdad waren es schon 1800 Tonnen. Rund drei Millionen Iraker könnten in den kommenden 20 Jahren sterben.
„Dieses Isotop haben wir für ewig und wir bekommen es nicht mehr weg", sagt Wagner. Die Klimakatastrophe sei zu stoppen, in 15 oder 20 Jahren könnte die Entwicklung umgedreht werden. Die gesamte Menschheit sei daran beteiligt. Bei der von ihm konstatierten Katastrophe aber seien nur die USA, Großbritannien und Kanada beteiligt. Und es sei seit 2001 ein Tabuthema, über das in vielen Medien nicht mehr berichtet werde.
Der Grimme-Preisträger in Gold und Silber hat es am eigenen Leib erlebt: Nach einer Kurzfassung seines Films, die im April 2004 vom WDR ausgestrahlt wurde, verschwand der Beitrag in den Archiven. Seither habe er keinen Auftrag mehr bekommen. In die Produktion der Kinofassung hat er rund 185 000 Euro eigenes Geld gesteckt. „Der Film muss in den USA laufen", benennt er sein Ziel. Nun reist er durch die Lande und zeigt ihn auf eigene Faust, „um die Wahrheit aufzudecken".
„Tödlicher Staub" (93 Minuten) von Frieder Wagner läuft noch einmal am Dienstag, 4. Dezember, um 20.15 Uhr im Kur-Theater an der Königstraße 19a. Der Regisseur ist an dem Abend anwesend.
aus: http://www.rhein-sieg-anzeiger.ksta.de/html/artikel/1195816855639.shtml